Behalte den Überblick im Dickicht der SAP S/4HANA-Welt
Einleitung
SAP macht es Anwendern nicht leicht, beim Produktangebot, den verschiedenen Versionsnummern und jeweiligen Support-Laufzeiten den Überblick zu behalten. Mittlerweile kommen recht häufig neue Produkte auf den Markt. Und um es noch unübersichtlicher zu machen, werden regelmäßig bestehende Produkte umbenannt. Was in neuem Gewand daherkommt, ist manchmal also tatsächlich längst im Einsatz. Um hier den Überblick nicht zu verlieren, habe ich die aktuelle Produktlandschaft unter die Lupe genommen und die Ergebnisse hier zusammengefasst.
SAP, HANA & Cloud
Ohne Frage, am schwierigsten zu durchschauen ist die Gruppe der Produkte, die „SAP“, „HANA“ oder „Cloud“ im Namen tragen. Zwischen HANA Enterprise Cloud, HANA Cloud Platform, HANA Cloud Services oder S/4HANA Cloud etwa gibt es enorme Unterschiede. Die Tabelle unten zeigt die Haupt-Produktkategorien auf einen Blick:

Stellt sich die Frage, was die verschiedenen „as a Service“-Label zu bedeuten haben. XaaS oder „Everything as a Service“ ist ein häufig gebrauchter Sammelbegriff für die Kategorien SaaS (Software), PaaS (Platform), DBaaS (Database) und IaaS (Infrastructure), unter die die oben aufgeführten Produkte fallen. Die folgende Übersicht von Gartner zeigt anschaulich die Unterschiede zwischen den einzelnen Kategorien:

Welche S/4HANA-Version?
S/4HANA ist seit der Einführung ein recht dynamisches Produkt. Das spiegelt sich in den Produktnamen wider, die sich gefühlt alle paar Monate ändern können. Zum Zeitpunkt, an dem dieser Text geschrieben wird, kam gerade eine neue Aktualisierung heraus. Hier eine Übersicht über die S/4HANA-Produktbezeichnungen mit Stand Juni 2020:
- SAP S/4HANA On Premise: die ursprüngliche Version der SAP S/4HANA-Software. Lässt sich nach Belieben anpassen und ausführen, wo Sie möchten: „on Premise“ im eigenen Rechenzentrum, in Ihrer eigenen Virtual Private Cloud (wahrscheinlich von Ihrem SI bereitgestellt) oder auch über eine der speziell für S/4HANA entwickelten IaaS von Hyperscale-Anbietern wie AWS, Microsoft oder Google.
- SAP S/4HANA Private Cloud: Kombination aus der S/4HANA-On-Premise-Edition mit dem IaaS-Angebot von SAP, der HANA Enterprise Cloud (HEC).
- SAP S/4HANA Cloud Extended Edition (ehemals „Single Tenant Edition“): von SAP bereitgestelltes SaaS-Angebot. Dieses Produkt ist nicht im herkömmlichen Sinne benutzerspezifisch anpassbar, bietet aber eine gewisse Flexibilität (z. B. im Hinblick auf Konfiguration).
- SAP S/4HANA Cloud Essentials Edition (ehemals „Multi Tenant Edition“): S/4HANA-SaaS-Angebot mit der geringsten Flexibilität. Dieses Produkt eignet sich vor allem für kleine Unternehmen oder solche, die mit komplett vorgefertigten Prozessen arbeiten können.
S/4HANA-Versionen: Wechsel von JJMM zu JJJJ
Seit der Einführung von S4/HANA wurden die Versionsnamen der On-Premise- und SaaS-Editionen jeweils als Kombination aus dem Jahr und Monat der Veröffentlichung gebildet:
- S/4HANA 1511 wurde im November (Monat 11) 2015 veröffentlicht
- S/4HANA 1610 wurde im Oktober (Monat 10) 2016 veröffentlicht
- S/4HANA 1709 wurde im September (Monat 9) 2017 veröffentlicht
- S/4HANA 1809 wurde im September (Monat 9) 2018 veröffentlicht
- S/4HANA 1909 wurde im September (Monat 9) 2019 veröffentlicht
Ab diesem Jahr stellt SAP die Versionsbezeichnung um und verwendet nur noch die Jahresangabe. Das für September 2020 erwartete nächste S/4-On-Premise-Release wird also einfach S/4HANA 2020 heißen.
Das könnte künftig zu einiger Verwirrung führen. Wenn nämlich – wie das Diagramm von SAP nahelegt – die Namenskonventionen für S/4HANA-Cloud-Produkte (also die SaaS-Versionen) nicht geändert werden, könnte die S/4HANA-On-Premise-Version 2020 (für das Jahr 2020) vor der S/4HANA-Cloud-Version 2011 (für „November 2020“) auf den Markt kommen.

Wie die Abbildung zeigt, erhält die On-Premise-Edition in der Regel zunächst 2 FPS (Feature Package Stacks) und dann ein jährliches SPS (Support Package Stack) bis zum Ende der Mainstream-Wartung.
Womit wir schon beim nächsten Thema wären …
Wartungsende für S/4HANA 1511 vor ECC 6.0 EHP8
Wussten Sie, dass jede Version der (On-Premise-) S/4HANA-Software eine fünfjährige Lebensdauer hat? Für die Version S/4HANA 1511 (vom November 2015) endet damit die Mainstream-Wartung im November 2020.

Auch wenn die Wartungszusage für S/4HANA bis 2040 auf den ersten Blick gegenüber der aktuellen Deadline 2027 für den ECC-Support gut abschneidet, müssen Sie praktisch wohl die S/4HANA-Version 2036 installiert haben, um in den Genuss dieser langen Laufzeit zu kommen.
- Angefangen von der Version 1511 müssten Sie mindestens sechs Upgrades durchführen, um sich bis 2040 die Mainstream-Wartung zu sichern.
- Wenn Sie ihr Produkt mit jährlichen Upgrades aktuell halten, kommen Sie zwischen den Versionen 1511 und 2036 sogar auf 21 Upgrades.
- Und falls Sie wirklich jederzeit auf dem allerneuesten Stand sein möchten und jeden einzelnen FPS installieren, müssten Sie über die nächsten 20 Jahre 60 solcher „Upgrades“ verwalten.
Keine Frage: Ein Umstieg ist ein – wahrscheinlich erheblich – umfangreicheres Projekt als die jährliche Upgrade-Implementierung. Was man aber nicht vergessen darf: Wenn Sie Ihre S/4HANA-On-Premise- oder Private-Cloud-Systeme optimal nutzen möchten, kommt (vielleicht sogar jährlich) noch deutlich mehr Arbeit auf Sie zu.
Fazit
Dieser Beitrag beschreibt genau die Art Herausforderung, die sich durch Automatisierung bewältigen lässt. Mithilfe der speziell für SAP-Systeme entwickelten DevOps- und Testautomatisierungsplattform unterstützt Basis Technologies zahlreiche Unternehmen weltweit sowohl beim Umstieg auf S/4 als auch bei regelmäßigen Upgrades. Ein Beispiel dafür habe ich kürzlich in diesem Webinar vorgestellt. Wenn Sie dagegen wissen möchten, wie Sie speziell in Ihrem Unternehmen die Einführung von S/4HANA durch Automatisierung besser meistern, nehmen Sie Kontakt mit uns auf.